Medizinische Tipps Pferde : Aktuelle Impfempfehlungen Pferd
02.03.2023 15:25 (1560 x gelesen)
Aktuelle Impfempfehlungen Pferd
Tetanus, Euine Influenza, Herpes, West-Nil
Tetanus
Tetanus wird durch das potente Neurotoxin Tetanospamin hervorgerufen, für das Pferde extrem sensibel sind. Das Toxin wird durch das Bakterium Clostridium tetani gebildet, welches weltweit verbreitet ist und hauptsächlich in der Erde vorkommt. Tetanus, auch als Wundstarrkrampf bekannt, entwickelt sich, wenn Sporen in Wunden oder durch Verletzungen in den Körper eindringen und ist lebensbedrohlich. Das Ganze ist unabhängig von Alter und Gesundheitszustand des einzelnen Pferdes, der Kontakt zu anderen Pferden spielt hier keine Rolle. Da die Infektionsgefahr also immer gegeben ist, sollte die Tetanusprophylaxe durch eine Impfung als selbstverständlich angesehen werden.
Equine Influenza
Die Influenzavirusinfektion des Pferdes ist ein permanentes Problem der Pferdegesundheit. Das Virus wird über Sekrete des Respirationstraktes ausgeschieden. Die Übertragung durch direkten Kontakt der Pferde spielt die Hauptrolle. Von Bedeutung ist aber auch die aerogene Übertragung durch beim Husten und Niesen freigesetzte Sekrete. Influenzaimpfstoffe sind in der Regel nicht in der Lage, eine komplette Immunität zu garantieren. Die durch die verfügbaren Impfstoffe stimulierte Immunität reicht für eine limitierte Zeit aus, um gegen eine klinisch manifeste Infektion zu schützen. Die Impfung ist für Turnierpferde halbjährlich Pflicht, grundsätzlich wird eine jährliche Auffrischung für einen ausreichenden Schutz empfohlen.
Herpes
Die Equinen Herpesviren 1 und 4 sind für die Ausprägung des Symptomkomplexes der Rhinopneumonitis, des Stutenabortes und neurologischer Ausfallerscheinungen verantwortlich. Das Virus wird über die Schleimhäute des Respirationstrakts und bei Aborten über infiziertes Fruchtwasser und Nachgeburt ausgeschieden. Übertragung durch direkten Kontakt spielt die Hauptrolle, aerogene Übertragungen über größere Distanzen sind selten. Einmal infiziert, etabliert sich in den Pferden eine persistierende Infektion.
Die Tiere bleiben also Virusträger und dies vermutlich lebenslang. Durch Stress, wie zum Beispiel das Zusammenführen von Pferden unterschiedlicher Herkunft, Transport, Leistungssport usw. kann sich das Virus reaktivieren und sich somit erneut verbreiten. Bei Anwendung der derzeit verfügbaren Impfstoffe ist das Impfziel die Reduktion des Infektionsdrucks in den Pferdebeständen. Die Impfung kann die Erkrankung und die Entstehung klinischer Veränderungen im Einzeltier günstig beeinflussen. Die halbjährliche Herpesimpfung ist für Turnierpferde ab diesem Jahr (2023) Pflicht.
West-Nil
Das West-Nil Virus ist ein klassisches Arbovirus, wird also durch Stechmücken übertragen. Vögel stellen den definitiven Wirt des Virus dar und das Virus kann von infizierten Vögeln über Mücken auf diverse Säuger übergehen. Dabei scheinen der Mensch und das Pferd besonders empfänglich zu sein, gelten aber als Fehlwirte. Sie stellen keine Gefahr für eine Weiterverbreitung des Virus dar. Entsprechend kommt es auch nicht zur Weiterverbreitung vom Pferd auf den Menschen oder umgekehrt. Die Erkrankung führt zu einer Gehirn- und Rückenmarksentzündung und neurologischen Ausfallerscheinungen unterschiedlicher Schwere und führt oft zum Tode.
Anfang September 2018 wurden erstmalig in Deutschland mit dem West-Nil-Virus Vögel diagnostiziert, seitdem breitet sich das Virus aus. Bestätigte Fälle von erkrankten Pferden begrenzen sich aber momentan noch auf den Nordosten Deutschlands. Es wird daher empfohlen, Pferde in den bereits betroffenen Gebieten und Pferde, die in betroffene Gebiete verbracht werden sollen, gegen das Virus zu impfen. In Abhängigkeit vom weiteren Seuchengeschehen ist mittelfristig eine flächendeckende Impfung von Pferden im gesamten Bundesgebiet anzustreben. Die Impfstoffe reduzieren die Dauer und Schwere der klinischen Symptome einer West-Nil-Virus-Infektion.